Es ist Montag, am gestrigen Tag war es mal wieder so weit, der Tag aller Tage für Verliebte und Pärchen war wieder da. Valentinstag.
Sind wir doch mal ehrlich, keiner kann diesen Tag wirklich leiden. Außer man ist gerade frisch verliebt und steckt all seine Hoffnungen und Träume in diesen einen Tag voller Liebe in der Luft, Wolken aus Rosenduft, Funkelglitzerstaub und romantischen Sonnenlicht einer untergehenden Sonne an einem lauwarmen Sonnentag. Doch wie oft erfüllt sich dieser Wunsch für so viele Millionen Menschen in der ganzen Welt? So gut wie nie, würde ich sagen.
Ist man dann noch Single, ist es nur all zu verständlich das Aggressionen und Wutausbrüche stündlich in einem hochkochen. Am Besten verschanzt man sich unter einer meterhohen Flauscheschicht seiner Daunendecke mit frisch bezogenen und wohlduftenden Bettzeug, um sich vor den Liebesschwingungen von draußen verstecken zu können. Seinen gedankenschweren Kopf positioniert man auf einem aufgebauschten Kissen, neben sich auf dem Beistelltisch eine warme Kanne Tee mit Honig stehend und Süßkram, um sich sinnlos vollstopfen zu können.
Der größte Fehler der mir in den vergangen Jahren als Single-Frau immer wieder passiert ist; ich konnte die Finger nicht von meinem Handy lassen. Ein schwerwiegender Fehler, den man sofort bereut. Eine Bilderflut von Valentins-typischen Geschenken, die Bekannte aus der Schulzeit von ihren Freunden bekommen haben, durchzieht Facebook und Co. und wird mit schnulzigen Kommentaren untermalt. Mein böses Single-Ich verfasst innerlich schon eine Hassnachricht der besonderen Art, aber ich schaffe es meinen Teufel in mir zu bändigen und wieder unter der Flauschedecke zu verbannen. Puhhh. ‚Gerade noch rechtzeitig’ denk ich, dann treffen Nachrichten von Freunden ein. „Und was hast du heute so geplant?“ – Ernsthaft?! Wo ist meine noch nicht erworbene Shotgun, wenn ich sie gebrauchen kann…
17:00 – Alles klar. Die nächste Phase beginnt. Das Internet und alle Seiten auf denen ich angemeldet bin werden nach einem Date durchforstet. Ohne große Schwierigkeiten. Natürlich bin ich nicht die einzige die diesen Tag nicht ausstehen kann. Und so hab ich für in drei Stunden ein Fick-Date klar gemacht. Der Typ ist heiß, zumindest auf den Bildern. Es wurde nicht viel geschrieben. Der Grund für das Treffen ist klar.
Ich spring voller Elan aus meinen Flauschekäfig und beginne mein zweistündiges Programm um ebenfalls heiß und unwiderstehlich auszusehen. Wahrscheinlich ist das eh in einer halben Stunde für die Katz und meine Haare stehen kreuz und quer, das Make-up wird verschmiert durch Schweiß und andere Körperflüssigkeiten. Egal. Dafür ist es mir allemal Recht, allein schon um diesen Valentinstag nicht ganz allein rum zu bekommen.
Mein Handy klingelt. Es ist soweit. Ich mach noch schnell meine Sex-Playlist in iTunes an und öffne erwartungsvoll die Tür. Der Countdown beginnt. 3… ich höre wie die erste Tür im Flur aufgeht. Das kribbeln im Bauch fängt wieder an, ein Zustand der wohl nie aufhören wird, egal wie oft man sich mit Typen trifft. 2… die zweite Tür. 1… die Schritte kommen immer näher. Jackpot! Eine Silhouette erscheint im Gang, der erste Eindruck überzeugt sofort. Man umarmt sich, Küsschen rechts, links. Ich bitte ihn herein. Selbstbewusst und voller Vorfreude auf das, was gleich noch mit Sicherheit passieren wird.
Wir setzen uns aufs Bett, reden und lachen ein bisschen, dann berührt seine Hand zum ersten Mal leicht mein Knie. Ok. Es ist soweit, mein Plan geht auf.
00:23 – Valentinstag geschafft! Ein riesengroßer Stein fällt von mir ab. Wenn ich schon kein romantisches Candlelightdinner und Rosen bekommen habe, dann wenigstens einen heißen Mann für ein paar Stunden. Ich geh noch schnell duschen, schmink mich ab und schlüpf wieder in mein Flauschebett. Check noch schnell mein IPhone, schau ein letztes Let`s Play für den Abend.
Wenn man genau drüber nachdenkt ist Valentinstag auch nur ein Tag wie jeder andere. Nur das man von einigen passionierten Nervensägen zum wiederholten Male mit ihrem gesteigerten Aufmerksamkeit-Syndrom, nur auf einem besonders emotionalen Folterlevel, zur Weißglut getrieben wurde. Wer brauch schon den ganzen Kitsch und Kladderadatsch, außer man arbeitet in einer der Branchen die vom Valentinstag tatsächlich profitieren. Ich zumindest nicht, nicht zu diesem Zeitpunkt.
Ich für meinen Teil kann wieder eine Kerbe mehr in das Gestell meines flauschigen Bettes ritzen.
Nur dieses Mal eine besonders dicke und ausgeprägte Kerbe.
Kirschsüße Grüße
Eure Belle
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